01. November 2019
Sebastian Hoos, seines Zeichens Leitungsmonteur bei der TEAG-Netztochter TEN Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG, steht am Fuße eines mächtigen Strommastes im Wald oberhalb von Schmalkalden und zurrt seine Kletterausrüstung fest. Einen Augenblick später ist er bereits auf dem Weg in luftige Höhen. Behende klettert er über Steighilfen an der Außenseite rund 20 Meter bis in den Querträger.
An diesem Tag zeigt sich der Beruf des Primärtechnikers von seiner schönsten Seite: Die Sonne scheint und Vögel zwitschern im angrenzenden Wald. Doch dass es hier auch ungemütlich sein kann, weiß sein Kollege Rene Schädel, der heute am Boden geblieben ist, nur allzu gut: „Vor ein paar Wochen war hier oben ein Baum umgestürzt, ist auf der 110-kV-Leitung gelandet und hat sofort Feuer gefangen“, erklärt er. Die 30 Kilometer lange und mit 128 Masten versehene Hochspannungsleitung zwischen Suhl und Breitungen besteht aus einem auf eine Zugfestigkeit von 2,6 Tonnen ausgelegten Stahlkabel, das für die nötige Traglast sorgt. Außen ist es mit einem Alugeflecht ummantelt, durch das der Strom fließt. „Bei solchen Bränden entstehen hohe Temperaturen, die das Stahlseil schwächen“, sagt Rene Schädel. „Wir tauschen den geschädigten Bereich jetzt aus, weil es sonst irgendwann reißen könnte.“
Sicher ist sicher
Inzwischen hat sich Sebastian Hoos, stets mit zwei speziellen Schnabel-Karabinern gesichert, bis zu den Isolatoren ganz außen vorgearbeitet. Zuvor hatte das Team bereits überprüft, dass kein Strom mehr fließt, und die Leitung geerdet – natürlich in entsprechender Schutzkleidung mit spezieller Jacke, Hose und Helm. Erst jetzt können die eigentlichen Arbeiten beginnen. Am Träger löst er die mächtige Leitung aus der Verankerung, die von unten mit einer Winde gehalten und langsam abgelassen wird. „Wir versuchen so viele Arbeiten wie möglich vom Boden aus zu erledigen“, erläutert Rene Schädel. Wenn das mal nicht geht, kann auch ein Hubschrauber oder ein spezielles Leitungsfahrrad zum Einsatz kommen. Als das Kabel den Boden erreicht hat, geht alles ganz schnell: Das mit deutlichen Brandspuren versehene Stück wird herausgetrennt und mit Hülsen, die mit einem Druck von 200 Kilonewton auf das Seil gepresst werden, neu befestigt.