Stromtrassen-Pflege im Landkreis Sonneberg mit einer Hubschrauber-Säge
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Mit 50 PS durch die Lüfte

Acht Sägeblätter, ein 30 Meter langer Ausleger, 2.500 Umdrehung.

Wo gehobelt wird, da fallen Späne, lautet ein bekanntes deutsches Sprichwort. Wenn eine 550 Kilo schwere Säge am Werk ist, fallen sogar ganze Äste. Im Dezember 2019 hat im Auftrag der Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG (TEN) die Stromtrassen-Pflege im Landkreis Sonneberg stattgefunden. Die Aktion geschah in luftiger Höhe.

Acht Sägeblätter hängen an einem rund 30 Meter langen Ausleger am Ende eines Hubschraubers. Rund 2.500 Mal rotieren die Blätter in der Minute und rasieren mit 50 PS entlang der Trasse am Neumannsgrund. Mit herkömmlicher Technik könnten die Trassen in dem unwegsamen Gelände nur schwer erreicht werden. Zuwegungen für Fahrzeuge müssten gebaut werden. Außerdem wären Spezialisten notwendig, die auf die Bäume klettern, um die Äste zu stutzen, so Falk Schlönvoigt, Sachbearbeiter Instandhaltung im TEN-Betriebsteam Neuhaus.

Der Einsatz der Hubschrauber-Säge ist die umweltschonenste und wirtschaftlichste Methode, schließlich werden die Bäume nur beschnitten und nicht gefällt. Letztlich geht es hier auch um die Prävention eines Stromausfalles.“

– Falk Schlönvoigt, Sachbearbeiter Instandhaltung der TEN

Für die Netz- und Versorgesicherheit ist die Aktion enorm wichtig. Besonders im Thüringer Wald ist die Wartung und Instandhaltung der Infrastruktur von großer Bedeutung: Bei einem Wintersturm ist die Gefahr groß, dass ein Ast in die Leitung fällt. Die Spezialfirma „Rotorflug“ aus Hessen hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen solchen Blackout zu verhindern.

Die Säge hängt an einem 30 Meter langen Ausleger unterhalb des Hubschraubers.
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Die Säge hängt an einem 30 Meter langen Ausleger unterhalb des Hubschraubers.

Die Hubschrauber-Säge zur Leitungspflege
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Adrenalin-Kick in luftiger Höhe

Bereits einige Tage vor dem Flug hat Pilot Jürgen Schütz gemeinsam mit seinem Team die 20-KV-Leitung am Boden begutachtet. Stellenweise sind zwischen Baum und Trasse weniger als zwei Meter Platz. Die Säge wird von Jürgen Schütz mit Flugbewegungen zwischen Wald und Stromleitung platziert. Die Aufgabe seines Co-Pilot Benjamin Rück ist dabei nicht weniger wichtig: Er muss ständig den Abstand zwischen Baumkrone und Hubschrauber-Blättern im Auge behalten, um einen Unfall zu vermeiden.

 

Die Säge bediene ich jetzt schon seit 14 Jahren. Diese Aufgabe ist schon anstrengend. Gerade bei der Leitung im Neumannsgrund ist kaum Platz. Wenn die Säge einmal hinschlägt, wo sie nicht soll, da ist die Leitung runter.“

– Jürgen Schütz, Pilot „Rotorflug“

Das sei dem Piloten nach eigenen Angaben aber noch nie passiert. Und auch beim Flug im Neumannsgrund geht an diesem Tag alles gut. Nach 45 Minuten muss der Hubschrauber das erste Mal landen, damit die Akkus von Säge, Hubschrauber und Pilot aufladen können. Es ist eine stressige Zeit für Jürgen Schütz und sein Team.

Der Baumschnitt ist nur von Oktober bis Februar möglich. Brutzeiten von Vögeln müssen berücksichtigt werden und auch das Wetter spielt eine große Rolle. An einer Trasse in Altenfeld in der Landgemeinde Großbreitenbach muss Schütz und sein Team wenige Tage später abbrechen, da Nebel und Schnee die Arbeit mit der Hubschrauber-Säge unmöglich machten.

Ein Dank geht auch an die entsprechenden Forstämter in Neuhaus am Rennweg, Sonneberg und Großbreitenbach, sowie den beteiligten Ämtern und Gemeinden für die Unterstützung.